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»Mit Angst ist man fehl am Platz«

REUTLINGEN. Es ist neben Le Mans das spektak lärste 24-Stunden-Rennen der Welt. Weil es nicht nur über den Grand­ Prix-Asphalt, sondern vor allem Über die berühmt-berüchtigte Nordschleife führt. Über eine Strecke, die so klingende Stre­ cken-Bezeichnungen wie »Fuchsröhre«, »Kesselehen« oder »Schwalbenschwanz« trägt. Und die spätestens nach dem Aus­ spruch des dreifachen FormeH-Welt­ meisters Jackie Stewart, der von der »Grü­ nen Hölle« sprach, legendär ist. Hier zu starten und Seite an Seite mit den Konkurrenten zu kämpfen, ist nicht nur für viele Profis der ultimative Reiz. Auch die Amateure werden vom Nürburg­ ring magisch angezogen. Aus der Region haben sich mehrere Fahrer für das Rennen qualifiziert, das an diesem Samstag um 15.30 Uhr gestartet und bei RTL Nitro 26 Stunden am Stück live übertragen wird. »Die Nordschleife zu fahren, ist das Höchste der Gefühle. Das war schon immer mein Traum«, sagt Armin Bau­ mann (53) aus Sonnenbühl, der zusam­ men mit dem Kirchentellinsfurter Ulf Ehninger (50), Patrick Steuer (30/Bubs­ heim) und dem Aachener Tim Neuser (24) ein Team bildet. Die Begeisterung in Baumanns Worten kommt nicht von ungefähr: Erst seit einem Jahr ist er im Motorsport aktiv. Zunächst startete er am Nürburgring bei der Rundstrecken-Challenge (RCN), zu­ letzt bei der Langstrecken-Meisterschaft (VLN), um die Nordschleifen-Lizenz zu erhalten, die Voraussetzung für einen Start bei den 24 Stunden ist. Es klappte, auch Ehninger, der schon über 15 Jahre Motorsport-Erfahrung verfügt, und Steuer wiesen weitere Ergebnisse riach. Neuser musste nicht mehr nachlegen, so dass schließlich alle Vier die Lizenz in Händen hielten. Jetzt wollen sie am Sonn­ tag in der Klasse Cup3 die Zielflagge sehen, im Idealfall sogar in die Top 50 unter rund 170 Fahrzeugen kommen. Im Fall Baumanns ist es eine Karriere im Eiltempo. Angefangen hat es per Zufall. Von Beruf ist er Diplom-Ingenieur (FH). Bau­ mann kam in Kirchentellinsfurt mit dem einen Stock höher arbeitenden Informati­ ker Ehninger, der zuletzt einige Jahre Tou­ renwagen-Rennen fuhr (»Langstecke hat sich nie ergeben«), ins Gespräch. Der Nür­ burgring wurde das Thema. Baumann war früher 20 Jahre lang für Porsche in der Sportfahrschule tätig. Er ließ seine Bezie­ hungen spielen. Schließlich hatten sie einen 385 PS starken Porsche Cayman GT4 CS vor der Tür stehen. »Ein reinrassi­ ges Renn-Auto, das quasi ausverkauft ist«, weiß Baumann zu berichten. In ihrem ESBA-Racing-Team tun rund 20 Personen.alles dafür, damit die 24 Stun­ den für den Rennstall zum Erfolg werden. Das Fahrer-Quartett hat sich viel vorge­ nommen. Noch keiner hat ein Rennen bei Nacht bestritten. Vier extrem helle LED­ Scheinwerfer sollen für gute Sicht sorgen, die Heckscheibe darf abgeklebt werden, um nicht vom Hintermann geblendet zu werden. Gute Nerven sind gefragt. »Beim Sechs-Stunden-Rennen sind wir in der Dämmerung gefahren. Da gab es viele Blitzlichter durch F ns, die Fotos schos­ sen«, sagt Ehninger. Das Problem: Man weiß vorher nicht, wo es gleich grell wird. Auch das Schlafen oder Wachbleibe0i in den einzelnen Renn-Phasen könnt schwieFig werden, meinen die 24-Stun­ den-Debütanten. Mit Joggen und/oder Radfahren im Vorfeld haben sie versucht, Kondition aufzubauen, um für eine solche Extrem-Belastung gewappnet zu sein. »Wahrscheinlich brauche ich drei Liter Kaffee«, sagt Baumann lachend. Geplant ist, dass jeder der vier Piloten alle drei bis vier Stunden für gut 80 Minuten das Steuer übernimmt. »Ich versuche, in der Pause zu schlafen. Unser Wohnmo­ bil steht ja nur zehn Minuten von der Box entfernt«, sagt Ehninger, der in Rennen schon BMW und Audi gefahren ist und ·nun mit dem Porsche gut zurechtkommt. Am Nürburgring sind schnelle Wetter Änderungen keine Seltenheit. Hagel, Nebel oder Regen, alles hat es in der Ver­ gangenheit auf dem Eifel-Kurs schon gegeben. Ehninger hätte gegen Regen nic;:hts einzuwenden. »Dann zu fahren, macht tierisch Spaß«, meint der SO-Jähri­ ge. Dass die Nordschleife mit ihren Auf und Abs, den vielen Kurven inmitten des Waldes eine gefährliche Strecke ist, wis­ sen alle. »Ich hab' Respekt davor, aber Bammel auf keinen Fall. Mit Angst ist man fehl am Platz«, sagt Baumann und hofft, zunächst mal mit seinen Kollegen gut durch die Nacht zu kommen. »Danach wissen wir, wo wir stehen.« Ein alter Hase auf dem Eifel-Kurs ist Reinhard Schall, der bereits zum zwölften Mal dieses Traditionsrennen in Angriff nimmt. Der Dettinger startet zusammen mit Titus Dittmann aus Münster, Teamchef Bernd Albrecht (Hirrlingen) und Michael Lachmayer (Hürth) in der neuen, mit 549 PS ausgestatteten Dodge Viper GT3 Competition Coupe in der Klasse AT (Alternative Treiostoffe). Der Wagen wird mit E20-Bio-Benzin angetrieben. Auch Sebastian Asch macht sein Dut­ zend an Starts bei den 24 Stunden kom­ plett. Der zweifache ADAC-GT-Masters­ Champion aus Ammerbuch hat als Team­ kollegen Dominik Baumann, Stefan Mücke und Christian Hohenadel an Bord. In ihrem Mercedes-AMG GT3 peilen sie eine Top-Platzierung an. (GEA)


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